Pressekonferenz der Oppositionspartei UFC- Conférence de Presse de l`UFC (opposition)

 Pressekonferenz der UFC am Mittwoch, den 6. Januar 2010

von Eric Dupuy (UFC), 6. Januar 2010 (frei übersetzt)

en francais: voir www.ufctogo.com

Die Union des Forces de Changement (UFC)i rief am 6. Januar 2010 ein Treffen mit der Presse in dem Parteihauptquartier in Lomé ins Leben.

Bevor er das Treffen offiziell eröffnete, hat der erste Vizeparteivorsitzende der Union des Forces de Changement (UFC) Patrick Lawson, im Namen der Partei und seines Vorsitzenden Gilchrist Olympio der Presse seine Neujahrswünsche ausgerichtet.

Er prangerte dann das Gerichtsurteil an, das am 16. Dezember 2009 die togolesische dreimal wöchentliche Zeitung „Golfe Info“ wegen Diffamierung zu 80 Millionen CFA Francsii Schadenersatz und 1,5 Millionen Strafgeldiii sowie zu zwei Monate Erscheinungsverbot verurteilte. „Was sich hier abzeichnet, ist ein Versuch, der Presse einen Maulkorb zu verpassen“, so Patrick Lawson.

In seiner Rede unterstrich Patrick Lawson die Rechtswidrigkeit zweier Regierungsverordnungen, die die Wählerschaft am 26. Februar zusammenrufen und die Höhe der Bürgschaft, die von den Präsidentschaftskandidaten in die Staatskassen einbezahlt werden soll, auf 20 Millionen CFA Francsiv festlegen. Denn noch gäbe es die Wählerschaft nicht und der Bericht der CENIv, auf der diese Verordnungen basierten, eine bloße Erfindung der Regierung mit der Komplizenschaft des Vorsitzenden der CENI sei. „Dieses Procedere ist ein Zeichnen für die Täuschungsmanöver, die mangelnde Vorbereitung, die Einseitigkeit, die der Prozess als ganze kennzeichnet“, so Lawson.

Weiter erinnerte er daran, dass die Regierung im Januar 2009 anstelle von der CENI Geräte für die Neubearbeitung des Wählerverzeichnisses in gegenseitigem Einvernehmen gekauft hatte, die sich als fehlerhaft und unvollständig entpuppten, obwohl diese laut Ankündigungen neu hätten sein sollen.

Der Reihe nach äußerten die Journalisten ihr Besorgnis bezüglich der politischen Lage in Togo, ins besondere über das Mehrheitswahlrecht in zwei Wahlgängen, die Wahlrechtverhandlungen in Ouaga, die Einberufung der Wählerschaft, den fehlerhaften Zustand der Geräte für die Neubearbeitung des Wählerverzeichnisses, die Höhe der Bürgschaft für die Präsidentschaftswahl und vor allem bezüglich Versicherungen in Hoffnung auf freie, gerechte, transparente Wahlen, deren Ergebnisse von allen akzeptiert werden sollen.

In Antwort auf diese Besorgnisse belichtete der Generalsekretär der Partei Jean Pierre Fabre die Position der UFC. Er erklärte, dass es keinen Grund gebe, eine Wahl zu organisieren, wenn alle Rahmenbedingungen nicht erfüllt werden. „Wir sind dazu bereit, jedes Dokument zu unterschreiben, wenn dafür die Wahl verschoben wird, um die Rahmenbedingungen für eine transparente, faire und von allen hinnehmbarer Wahl zu gewährleisten“, sagte Fabre.

Zum Schluss riefen die Spitzenvorstände der UFC die gesamte Bevölkerung dazu auf, aktiv zu werden und an der Demonstration am 9. Januar 2010 teilzunehmen, um die Wiederaufnahme der Neubearbeitung des Wählerverzeichnisses, das Mehrheitswahlrecht in zwei Wahlgängen und die Beglaubigung der Wahlzettel zu fordern, sowie um von (dem Präsidenten) Faure Gnassingbé und dem RPT-Regime das Versprechen zu fordern, das er die Macht in die Hände von dem legen wird, für den das togolesisches Volk sich frei entscheiden wird.

Eric Dupuy/S.C

© Copyright  Eric Dupuy (UFC)

i UFC : « Union des Forces de Changement », « Union der Veränderungskräfte »: größte Oppositionspartei Togos.

ii 122 000 Euro

iii 2 300 Euro

iv 30 500 Euro

v CENI : Commission Electorale Nationale Indépendante, unabhängige nationaler Wahlkomitee

7.01.10: Demonstration der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

 

Pressemitteilung Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, www.initiativeouryjalloh.wordpress.com:

Demo zum 5. Todestag Oury Jallohs

 Am 17. Dezember 2009 sollte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe über die Revision gegen den Freispruch der zwei Polizeibeamten entscheiden. Das Urteil wurde auf den 07. Januar vertagt, den fünften Todestag Oury Jallohs. Um uns gemeinsam für Gerechtigkeit im Falle Oury Jallohs und ähnlichen Fällen einzusetzen, rufen wir zur Demonstration in Dessau am 07. 01. 2010 auf. (Abfahrt aus Berlin mit dem Bus ab Alexanderplatz um 10 Uhr.)

 Oury Jalloh wurde am Morgen des 7. Januar 2005 von der Dessauer Polizei aufgegriffen, in der Zelle Nr. 5 an Händen und Füßen gefesselt, an Wand und Boden gekettet und dadurch gezwungen, auf einer feuerfesten Matratze zu liegen, auf der er kurz nach Mittag lebendig verbrannte. Die Black Community in Dessau forderte eine Untersuchung der Todesumstände Oury Jallohs: Wie kann es möglich sein, dass sich ein an Händen und Füßen gefesselter Mensch selbst anzündet, obwohl sich die Matratze nicht ohne Hilfsmittel anzünden lässt?

 Wir fordern: Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung

 Obwohl in der zweiten, unabhängig durchgeführten Obduktion – im Gegensatz zur ersten – Verletzungen am Körper, wie z.B. die gebrochene Nase und das verletzte Trommelfell, gefunden wurden, schloss das Landgericht Dessau die Akte, unter dem Vorwand unzureichender Beweise, und lehnte ein Gerichtsverfahren ab. Durch starkes Durchhaltevermögen und Widerstand der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“, der African/ Black Communities sowie vieler verschiedener Menschen, wurde der Prozess am 27. März 2007 eröffnet, um den Widersprüchen und Ungereimtheiten in diesem Fall zu begegnen. Wie konnten eine Handfessel und ein Video vom Tatort während der Ermittlungen einfach verschwinden?

 Oury Jalloh – Das war Mord!

 Die zwei Angeklagten Andreas S. und Hans Ulrich M. wurden am 8. Dezember 2008 freigesprochen. Nach dem Prozess betonte Richter Manfred Steinhoff zwar, dass die Dessauer Polizei geschlampt hat und die „Falschaussagen der Beamten (…) dem Land Sachsen-Anhalt schaden“ würden, während des gesamten Prozesses unternahm er dagegen jedoch nichts. Ein Aktivist meint dazu: „Es war das Abscheulichste, was wir hier gesehen hatten. Der Mord an Oury Jalloh zeigte uns, dass unsere Kinder morgen hier nicht mehr sicher sein werden. Er öffnete uns die Augen und machte uns die Dringlichkeit unserer Aktivitäten klar.“

 Demo in Dessau am 07. 01. 2010

Start: Dessauer Hauptbahnhof 14 Uhr

Abfahrt aus Berlin mit dem Bus ab Alexanderplatz um 10 Uhr

Treffpunkt: Reisezentrum Alexanderplatz im S-Bahnhof

Kontakt: 0174 74 77 656

http://initiativeouryjalloh.wordpress.com

http://thecaravan.org

http://thevoiceforum.org

Polizei-Razzia gegen Mouctar Bah (Initiative in Gedenken an Oury-Jalloh)- einen Tag vor Revisionsverhandlung!

Erneut dreister Versuch von Einschüchterung und Schikane gegen Mouctar Bah in Dessau! Repression und rassistische Kriminalisierungsversuche bekämpfen!

Einen Tag vor der Verhandlung über eine Revision im Prozeß zu Oury Jalloh drangen Polizeibeamte in das Telecafé von Mouctar Bah in Dessau ein.  Sie durchsuchten alle Ladenräume ohne Richterbeschluss.

Im Bericht der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge heißt es u. a.: “Mehrere Polizisten drangen am 16.12.09 gegen 14°° Uhr in das Telecafe, wo nach dem grausamen Tod Oury Jallohs sein Freund Mouctar Bah zusammen mit anderen die „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ gründeten. Die Polizisten kamen ohne einen richterlichen Beschluss. Der Einsatzleiter war auf dem Präsidium geblieben. Ein Beamter vor Ort sprach vom neuen Polizeigesetz und von verrufenen oder verruchten Orten und dass dies jetzt erlaubt sei. Mehrere Personen, die sich im Laden aufhielten, wurden kontrolliert. Die Polizei durchsuchte das Telecafe ohne Zeugen. Herrn Mouctar Bah und anderen Anwesenden wurde die Beobachtung der Durchsuchung verweigert. Über vier Stunden dauerte die Aktion in den kleinen Räumen des Telecafes. Auch ein Polizeihund wurde durch den Laden gebracht. Genau wie die Beamten ohne ein rechtliches Schriftstück kamen, so verließen sie den Laden ohne ein Protokoll o.ä. zu hinter lassen.

Herr Bah versuchte während der gesamten Zeit mit dem Einsatzleiter des polizeilichen Überfalls zu sprechen. Dieser allerdings blieb die ganze Zeit über in der Polizeistelle Dessau-Roßlau. Auf unsere Nachfragen bei der Polizeidirektion hieß es, dass die Durchsuchung im Rahmen einer Aktion gegen den Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz (BTM) stattfindet. Mehr Informationen wollte Herr Dammenheim von der Polizeiführung nicht geben und zitierte eine Presseerklärung, die der Dessauer Staatsanwalt Herr Preissner zusammen mit der Pressesprecherin der Polizeidirektion Frau Wendland heute an die Presse weitergeleitet haben. In dieser wird mitgeteilt, dass die Ergebnisse der heutigen Aktion im Laufe des morgigen Tages, als am 17.12.2009 der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Zur gleichen Zeit findet morgen, am 17.12. 2009, vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe die Verhandlung über die Zulassung der Revision im Verfahren Oury Jalloh statt. Herr Bah und weitere Mitglieder der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ trafen zur Zeit der Polizeiaktion gerade ihre Vorbereitung für die Fahrt nach Karlsruhe.

Morgen, wenn der Fall Oury Jalloh wegen des Revisionsverfahren und des BGH Termins die Presseaufmerksamkeit auf sich zieht, werden die Polizeidirektion Dessau und Staatsanwalt Preissner ihre eigenen Nachrichten mit einer BTM-Aktion im Dessauer Stadtgebiet machen.

Staatsanwalt Preissner war der leitende Staatsanwalt im Dessauer Polizeiverfahren. Er hat verhindert, dass offene Ermittlungen zum Tod Oury Jallohs in alle Richtungen geführt werden. Er hat von Beginn die These oder Schutzbehauptung der Polizei vertreten- Oury Jalloh habe sich selbst verbrannt.

Alle „Ermittlungspannen“, die verschwundenen Beweismittel und die zahlreichen Lügen der PolizistInnen vor Gericht haben nichts daran geändert. Aber es hat einer größeren Öffentlichkeit vor Augen gebracht: Oury Jallohs grausamer Feuertod war Mord.

Die fortgesetzte Arbeit der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ ist den Behörden weiter ein Dorn im Fleisch. Deswegen wird immer wieder Herr Bah und das Telecafe in Dessau zum Angriffsziel. ”

Die Initiative Togo Action Plus erklärt ihre Solidarität mit Mouctar Bah, der in Dessau seit Jahren den Schikanen und rassistischen Kriminalisierungsversuchen durch Polizei und Behörden ausgesetzt ist.  Es ist deutlich: diese Verfolgungsaktionen und Repressionen sind eine Antwort auf die Suche nach Wahrheit. Mouctars beharrlicher Einsatz für Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung im Fall Oury Jallohs und die Tätigkeit der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh brachten – unumkehrbar- eine internationale öffentliche Aufmerksamkeit. Und sie brachten die öffentliche Aufmerksamkeit für die Lügen und Vertuschungen im Gerichtsprozeß über Oury Jallohs qualvollen Tod.  Sie haben auch dazu geführt, dass dieser Prozeß von der Presse und der Zivilgesellschaft genau verfolgt werden.  In diesem gesellschaftlichen Klima wurde ein Revisionsprozeß möglich, in dem jetzt vom Bundesgerichtshof deutliche Zweifel an dem Gerichtsverfahren geäußert werden.

Die Polizei zu Dessau macht mit dieser erneuten Razzia ihre Schwäche offenkundig, die in der fortgesetzten Entwicklung über die Suche nach Wahrheit im Fall Jallohs besteht.

Der BGH in Karlsruhe hat heute am 17.12. in einerVerhandlung über die Revision wichtige Fragen wieder zur Sprache gebracht – die Kausalität des Geschehens bei dem Brand, das Verhalten der Polizeibeamten in der Dienststelle, den Zeitpunkt und die Schnelligkeit des Brandes. Die Vorsitzende Richterin äußerte viele Zweifel über “nicht genau belegte” Tatsachen aus dem Gerichtsurteil.  Hatte das Gerichtsurteil vom Landgericht Dessau die Verhältnisse ganz schlüssig und korrekt dargestellt,  und letztlich den Anschein erweckt, dass  die Beamten gar nicht anders als gewissenhaft gehandelt hätten, während Oury Jalloh  selbst an seiner Verhaftung, Fesselung und schließlich an seinem qualvollen Brandtod schuld und verantwortlich gewesen wäre, so bringt die Revision dieses Gebäude wieder ins Wanken. Offenbar ist es auch für den BGH nicht hinnehmbar, dass nach einem von so viel Verdrehungen, konstruierten Schlüssigkeiten und so viel verleugneten Widersprüchen gezeichneten Prozeß auf juristischem Weg die Akte geschlossen werden soll.

Am 7. Januar will der BGH eine Entscheidung über den Fall Oury Jalloh fällen. Wir hoffen, dass damit der Prozeß wieder aufgerollt wird. Es wird der 5. Jahrestag des Todes von Oury Jalloh sein.

Es geht für uns -und Bah- nicht nur um Aufklärung auf juristischem Weg. Mouctar Bah hatte mit der Initiative Oury Jalloh den Gerichtssaal im August 2008 verlassen, als sich der Prozeß als eine Farce entwickelte. Er demonstrierte in der Initiative öffentlich für Wahrheit und gegen strukturellen Rassismus, gegen Willkürjustiz ebenso wie gegen Flüchtlingsrepression in Deutschland.  Bah ist ein antirassistischer Aktivist, der entschiedene Handlungen gegen eine rückschrittliche Gesellschaft setzt- im Europa der Abschiebungen, Lager und Ausreisezentren und der Kontrollpolitik und Isolation, die sich gezielt gegen Flüchtlinge richtet.

Es spricht Bände, wenn Menschen wie Bah so gezielt unter staatlichen Druck gesetzt werden.  Der Zeitpunkt der erneuten Repression war zudem der dritte Tag, nachdem Mouctar Bah den Menschenrechtspreis der Internationalen Liga für Menschenrechte erhalten hatte (wir berichteten), am 13.12..  Der Journalist Günther Wallraff hatte dabei auch über die Behörden-Repression in Dessau gesprochen und gefordert, dass das Ordnungsamt Bah die Lizenz für seinen Laden wieder aushändigt, die sie ihm ohne klare Begründung entzogen hatte. Wallraff schlug auch vor, Bah zum Ehrenbürger der Stadt Dessau zu ernennen: “Menschen wie ihn brauchen wir.” Es spricht Bände von der Enthumanisierung dieses Systems, dass die dumpfe  Repression durch die Polizei gegen Mouctar Bah jetzt weiter geht.

Wir erklären unseren Widerstand gegen das rassistische Vorgehen der Behörden und gegen die fortgeführte inhumane Politik, die gerne ein Stillschweigen der Flüchtlinge und der deutschen Bevölkerung hätte, aber nicht mit unseren Gewissen rechnet und unserem Beharren auf Gleichheit, Menschenrecht und Freiheit.

Wir werden auch am 7. Januar 2010 um 14 Uhr in Dessau (Hbf.) sein und für Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung für Oury Jalloh demonstrieren!